Obwohl es mittlerweile schon ein paar Tage her ist – für Content-Arbeiter und Digital Publishing-Menschen ist die AKEP-Jahresjahrestagung im Juni ein regelmäßiges Highlight im Konferenz-Marathon, der im Frühsummer über das Land geht. Zur #akep13 traf man sich diesmal unter dem Motto „Dinge anders denken. Verlage als Startups“, überaus passend zum Klima der Disruption, das zusammen mit dem digitalen Wandel Einzug gehalten hat. Das Motto zusammen mit dem neu gemischten Programm, das mit nicht weniger als 10 Subkonferenzen zu verschiedensten Themen des digitalen Publizierens glänzte, lud zu großen Erwartungen ein.
Keynotes und Gesamteindruck
Nach der Begrüßung durch die AKEP-Vorsitzenden Steffen Meier und Jürgen Hardt startete die Konferenz mit einer der besten Keynotes, die ich in den letzten Jahren überhaupt hören durfte: Uwe Lübbermann, als Gründer des Getränke-Unternehmens Premium Cola komplett branchenfremd, berichtete mit seltener Nonchalance, wie man ein Startup erfolgreich in einem umkämpften Markt platzieren kann, indem man schlicht alles anders macht, als es die betriebswirtschaftlichen Grundsätze normalerweise vorschreiben. Im besten Sinne disruptiv, bot der Vortrag „Eine Branche umkrempeln – Grundkurs Wirtschaft hacken“ ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie weit man kommen kann, wenn man den Mut hat, Dinge wirklich anders zu denken:
Auch Lydia Horn mit ihrem Vortrag „Neue Ideen schlank umsetzen – wie geht das in der Praxis?“ bot einen anschaulichen Einblick darin, wie Innovationen praktisch verwirklicht werden können. Eher aus der Vogel-Perspektive des Management gesehen, aber deswegen nicht weniger spannend, zeigte sie auf, was passieren muss, wenn man hehre Innovations-Prinzipien und Ideen in der alltäglichen Arbeit auch konkret verwirklichen will.
Die weiteren Keynotes des Vormittags hätte man sich meiner Meinung nach sparen können – weder der „Change Management für Dummies“-Vortrag noch die Unternehmens-Präsentation des Edel Verlages mochten so richtig überzeugen. Hier wäre mehr Zeit für das dicht gedrängte Programm der Subkonferenzen sinnvoller gewesen.
Dennoch empfand ich die Gesamtstimmung sehr angenehm und deutlich „gesetzter“ als noch 2012. War das letzte Jahr noch spürbar geprägt vom disruptiven Schwung der Entwicklung in den Online-Medien und von Abwehrhaltung und Grundsatzdiskussionen der Branche, hatte ich dieses Jahr das Gefühl, die neue Medienwelt ist bei den Verlagen ein ganzes Stück mehr “angekommen”. Die Vielfalt des Programms der AKEP-Subkonferenzen zeigt, in wie vielen Bereichen sich mittlerweile Verlagsübergreifend die Fachleute gefunden haben, die ebenso intensiv wie pragmatisch an ihren Themen arbeiten. Meine weiteren Eindrücke habe ich unter anderem in einem Interview mit Pia Kleine Wieskamp zusammengestellt. Auch das in der gleichen Reihe veröffentlichte Gespräch mit Ariane Hesse vom O’Reilly Verlag ist sehr lesenwert.
Die Subkonferenz „eBook-Update 2012/2013“
Am Nachmittag begann für mich der aktive Teil: Die AKEP-Kommission „E-Books“ unter Kommissionsleiter Peter Schmid-Meil gestaltete eine komplette Subkonferenz unter dem Motto „eBook-Update 2012/2013“. In den Zeiten rapiden Technologie-Wandels hatten wir uns das Ziel gesetzt, die Teilnehmer auf den aktuellsten Stand der Entwicklung von Markt und Technik in den vielen relevanten Handlungsfeldern des eBook-Bereichs zu geben.
Im Rahmen dieses Programms gab zunächst Victor Wang vom HJR-Verlag einen Überblick über Möglichkeiten und Grenzen des Layout im eBook – ein virulentes Thema, denn je besser die Darstellungsoptionen der Reader werden, umso größer werden die Begehrlichkeiten, auch anspruchsvolle Layouts aus dem Print in Digitalmedien zu übersetzen. Und auch wenn Konzepte wie die momentan im IDPF diskutierten „Advanced adaptive Layouts“ sicherlich erst in einigen Jahren praxistauglich werden, ist es doch immer spannend zu sehen, wo hier die Reise hingeht:
Mein eigenes Thema in diesem Jahr war ein Update über die Neuerungen im Bereich Hardware, Software und den aktuellen Stand der Multimedia-Unterstützung durch die zentralen eBook-Ökosysteme. Insgesamt wird hier das Bild von Markt und Technik vielfältiger und heterogener, was die Möglichkeiten für Content-Anbieter erweitert, die effektive Gestaltung eines hochqualitativen Angebots aber auch erschwert:
Einen weiteren, für den Markterfolg von eBooks ganz zentralen Faktor, betrachtete meine Kommissionskollegin Johanna Schaumann vom Hanser Verlag mit ihrem Vortrag zu „Marketing und Vertrieb von eBooks“. Angefangen von neuen Distributions-Plattformen bis vollkommen ungewohnten Marketing-Kanälen und Preismechanismen sind hier viele Themen zu beachten, die den Erfolg oder Misserfolg eines Content-Angebots von Digitalmedien beeinflussen. Gerade Verlage, die neu in dieses Geschäft einsteigen, tun sich oft schwer mit den vielfältigen Einflussfaktoren im eBook-Markt:
Den Themen-Reigen beendete Ingo Eichel von Adobe Deutschland mit einem Überblick über die Möglichkeiten des digitalen Publizierens mit der Adobe Creative Cloud bzw. der App-Erzeugung mit der Adobe Digital Publishing Suite. Besonders beeindruckend dabei waren für mich – neben der bekannten integrierten App-Produktion – vor allem die Möglichkeiten zur Gestaltung von kundenspezifischen Content-Angeboten sowie die mittlerweile ausgesprochen ausgefeilte Funktionalität für User-Tracking und Analytics, die die Publishing Suite bietet. Insgesamt ein Werkzeug, das sich jeder Verlag einmal genauer ansehen sollte, der sein Content-Angebot über viele verschiedene Plattformen und Angebotsmodelle hinweg hochskalieren möchte.
Frisch live gestellt: Das eBook-Wiki
Zeitgleich zur AKEP-Jahrestagung ging denn auch ein Projekt live, an dem die AKEP-Kommission „E-Books“ seit einem Jahr gearbeitet hat: Unser eBook-Wiki – ein digitales Nachschlagewerk zu allen relevanten Themen, die für Produktion und Vertrieb von eBooks von Bedeutung sind, von den Herstell-Prozessen und Dateiformaten, über die Konzeption und mit eBooks verbundene juristische Fragen bis hin zu Marketing und Distribution über die verschiedenen Plattformen hinweg. Das Wiki ist unter http://www.akepwiki.de/ zu finden – jeder Interessierte ist hier herzlich zu Lektüre und Mitarbeit eingeladen.
Bei der Erstellung haben wir uns (neben exzessiven Einsatz der Zusammenarbeit über Skype, Facebook und andere kollaborative Kanäle) unter anderem methodisch an den von Adam Hyde entwickelten BookSprints angelehnt. Um unsere Arbeit angemessen zu dokumentieren, hat Michael Schneider als Mann auf allen Kanälen beim AKEP ein kleines Video von unserem WikiSprint-Wochenende im Combinat 56 gedreht: